Wieder im Leben

Ich bin wieder da. Zurück aus der Dunkelheit, der dröhnenden Stille. Wieder da. Wieder bei dir.

Es ist unbeschreiblich, wieder zu leben. Ich kann fühlen und fühle mich wach. Ich kann sehen, sehe die Welt, sehe dich. Ich kann spüren, spüre die Schwingungen und schwinge mit.

Es ist vorbei. Ich nehme wieder am Leben teil, lasse die Dunkelheit hinter mir. Es ist wieder hell um mich herum, warm und nicht mehr so fremd. Alles und jeder ist mir wieder so nah, spürbar und vertraut. 

In meinem Kopf ist nun Platz für neue Gedanken. Die düsteren, kraftraubenden weichen und kraftvolle, warme, mutige Worte füllen die dunkle Leere. 

So lang war ich weg. War zur See. Doch es war keine schöne, keine erholsame Reise, von der man mit bunten Geschichten zurückkehren kann. Statt in der Südsee, war ich zur Tiefsee. Es war so dunkel und kalt, so einsam, so still und so laut. Ich habe dort Angst vor dem Wasser, habe Angst vor der Tiefe, habe Angst in der Dunkelheit, habe dort Angst um dich.

Wenn ich dann sehe, wie du versuchst, mich zu erreichen, strecke ich mit aller Kraft meine Hand nach dir aus. Doch meist bleiben meine Mühen unbemerkt, denn tatsächlich bewegt sich nichts.

Wir sehen einander und eben doch wieder nicht. Auch mir zerreißen diese Momente das Herz. Starr vor Angst verharre ich. Voller Angst, dich zu verlieren, voller Angst, meinen Hafen nie mehr wieder zu finden.

Die Angst und die Einsamkeit. Sie sind das Dunkel auf meinen Reisen. Ich habe dann Angst, zu spät erst zurückzukehren. Erst dann, wenn alle längst weg sind.

Auf der Suche nach meine Hafen ist mein Kompass so ratlos wie ich. Dreht sich im Kreis, während ich hilflos mein Schiff durch den Sturm steuere. In mir finden wilde Kampfszenen statt, doch meine Hülle ist bewegt sich nicht.

Und jetzt, wieder wach und lebendig, kann ich davon berichten. Wir erzählen uns unsere Versionen der einsamen Reisen, und stellen fest, wie nah wir uns doch immer waren. Wie genau wir einander stets sehen. Wir zeichnen unsere Seekarte weiter.

So eine schwere Prüfung für unsere Liebe und Freundschaft. Es ist eine unfassbare Prüfung für all meine Lieben. Und auch für mich.

Inzwischen habe ich mein Schiff fest vertaut. Doppelt und dreifach gesichert, in meinem Hafen. Bei dir, bei meinen Lieben, bei mir. So sitzen wir nun gemeinsam an Land, beobachten die sich glättenden Wogen. Wir üben genießen, üben Mut und Vertrauen.

Wir lieben uns. Immer noch. Wieder neu. Immer mehr.

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